U.TLW 2016

Was heißt das eigentlich U.TLW??? Das fragte ich mich vor nun mehr 10 Monaten? Ich habe von einer Bekannten in Ihren Laufberichten gestöbert und wurde neugierig. Ein Ultra Trail durch die Region des bayrischen Waldes rund um Lam….mhhhh dachte ich mir, klingt spannend, aber auch lang und hart. Ultra, Trail, beides Begriffe die mir zwar geläufig waren, aber noch lange nicht vorstellbar für mich. Eines jedoch begeisterte mich, das Video, was ich auf der Seite vom Veranstalterteam über den ersten Lauf 2015 sah.

Da packte mich das Fieber und ich wollte mehr wissen. Natürlich bin ich schon öfters im Wald gelaufen, war bereits zum 4ten Mal am Rennsteig Halbmarathon erfolgreich ins Ziel gekommen, hatte zum ersten Mal auf Mallorca ein TrailRunningCamp besucht, aber ein solches Event war mir, als Straßenläufer, komplett neu. Also suchte ich mir kleine Läufe, fand jedoch so richtig nichts, den mein Laufkalender für 2015 war ja bereits voll…

Im Herbst fand ich einen, und zwar den MTUT- MaintalUltraTrail in Veitshöchheim, wo ich mich für den Basis Trail entschied. Wenn Ihr euch jetzt fragt, was ist das den schon wieder für Begriff, Basis? Ich bin da ja auch noch lange kein Profi, aber im Trail ist alles etwas anders. 🙂

Ich möchte es mal mit meinen eigenen Worten beschreiben.

  • TRAIL, dass ist die Strecke, die man läuft. Nein es ist nicht immer ein fester Weg, eher eine Art Trampelpfad oder Wildwechselweg. Oftmals etwas Asphalt, was jedoch sehr selten ist, eher Schotter, Waldboden, felsiges Gelände
  • BASIS, das ist eher die kleinere Laufdistanz, die kürzere Strecke. Oft auch nicht ganz so anspruchsvoll oder mit weniger Höhenmetern. Aber mit Sicherheit nicht weniger spannend oder weniger aufregend oder weniger schön
  • ULTRA, tja was soll ich da sagen…der lange, schwere und anstrengendere Lauf. Definitiv ist ein Ultra jedoch ÜBER 42,195km also länger als ein Marathon
  • CutOffTime, etwas was ich noch nie hörte, aber sehr wichtig ist für uns Läufer. Die Zeit an der Du als Läufer bis zu einem gewissen Punkt gekommen sein musst. Kommt man später, ist man aus dem Rennen, da es keine Möglichkeit gibt, vor Zielschluß mehr jenes auch zu erreichen

Also lief ich im Herbst meinen ersten Wettkampf im Trailbereich und wurde auf anhieb unter den Top Ten gewertet. Es war anstrengend aber gigantisch, wunderschöne Streckenabschnitte, super Ausblicke und schöne Laufmomente. Auch die Verpflegung ist anders als bei einem Marathon. Es ist alles etwas familiärer. Da kann es auch schon mal Wurst- und Käsewürfel geben, oder auch mal Brötchen mit Leberwurst (hab ich mir sagen lassen), Salzstangen, Kuchen, Tomaten, alkoholfreies Weizen und und und Bei meinen Marathons hab ich immer ne Banane gegessen oder so, Wasser, später Iso oder Cola aber Kuchen??? Verrückt, aber echt super.

Ich war im Trail Fieber gefangen und das Jahr 2016 konnte beginnen. Erneut habe ich auf Mallorca das TrailCamp besucht. Erneut durfte ich unendlich viele nette Menschen kennen lernen, welche auch diese Leidenschaft, abseits der Straßen zu laufen, teilen. Und ich wollte nach Lam, zum sogenannten „König vom Bayerwald“ und dort teilnehmen. Ich wollte es mir, meinen Freunden, Kollegen, Bekannten und meiner Familie beweisen. Es ist alles möglich, auch wenn der Körper einem Grenzen auferlegt, diese mit mentaler Stärke zu überwinden und seine Ziele zu erreichen.

Hier mache ich einen Cut, den über einige Events 2016 habe ich ja ausführlich geschrieben…….

Es ist der 27. Mai 2016, ich habe mein Auto vollgeladen, als ob ich für Wochen verreise. Es geht in den bayrischen Wald, genauer direkt in den Zielort des U.TLW, nach Lam. Schon direkt nach dem ich in meiner Ferienwohnung ankam, ging es auf den Marktplatz, um dort die Startunterlagen abzuholen. Es war alles sehr gemütlich, es wurde gescherzt und es gab ein Präsent nach dem anderen. Vor allem ist mir aufgefallen, dass der vegane Hipe im Trailrunning gar kein Hipe mehr ist… Danach ging es zum KidsTrail auf dem Marktplatz, wo das Veranstalter Team eine super schöne Strecke aufgebaut hatte, so dass auch die Trailzukunft sich testen kann, währen die Mamas und Papas fachsimpelten. Nach dem Briefing ging es zum Pasta Essen und es wurde Zeit die Sachen zu richten…

Es ist unendlich früh, am Samstag morgen und ich sitze da und esse mein Müsli, n Brötchen und trink einen Capuccino bevor es gleich nach Arrach geht, zum Seepark, wo um Punkt 8 Uhr der Start ist. Langsam füllt sich der Bereich und ich muss erneut feststellen, es ist eine riesige Familie, diese TrailRunner! Viele kennen sich, da wird immer noch gescherzt, die letzten Trails werden gelobt und man spricht sich Mut zu. Sei es TranssylvaniaTrail, Rennsteig Supermarathon oder oder oder….alles spannend und ich bin mittendrin. Circa 20min vor Start gehe ich durch die Kontrolle. Wie Kontrolle, ja klar…Rucksack mit mindestens 1 Liter Flüssigkeit, 1 Gel, 1 Riegel, Notfallhandy mit Rufnummer, Streckenkarte, trailfähige Schuhe, Regenjacke, Kopfbedeckung, Rettungsdecke, Trinkfaltbecher (ja auf der Strecke werden KEINE Kunststoffbecher ausgeteilt bei der Verpflegung) – alles dabei, super. Dann traff ich auch endlich meine einzigsten 2 Bekannte, Gabi und Holger Eisele. Die Zwei lernte ich dieses Jahr auf Mallorca kennen und kann nur den Hut ziehen vor deren Leistungen. Wir erzählten kurz und wünschten uns Glück. Und dann ging es schon los, ein neutralisierter Start, erst die Kapelle, dann die Läufer, so läuft das im bayrischen Wald. Es war gigantisch die kleine Läuferschar von knapp über 400 um den Seepark laufen zu sehen, bevor es auf eine knapp 3km lange „Einrollstrecke“ ging. Aber das zeige ich Euch am besten in dem Video, was ich hier gefunden habe…..

 

Und keine 500m nach dem Start war mein Lauf fast schon vorbei……Ich hab einen typischen Anfängerfehler begangen, meinen Rucksack nach dem Check nicht mehr gut gepackt. Ich hab meine Regenjacke samt Rettungsdecke und Verbandszeug verloren, welches in meinem Netz der Inov UltraVest im ZipBeutel befand. Ein nachfolgender Trailer hob es auf, gab es mir und ich steckte das erst einmal vorn unter die Weste……Bevor es nun nach oben zum Eck gin, auf 841HM packte ich den Rucksack neu und lief die ersten 9km sehr sehr unruhig zum Verpflegungspunkt (VP) 1. Nach 1h10min kam ich an, fix und alle. Das waren nur 300 Höhenmeter bergauf aber ich war eben ein Beginner im Traillauf und somit kam ich nur 20min vor der CutOffZeit an. Also schnell Wasser nachfüllen, etwas Essen und nochmal nach dem Rucksack schauen, den jetzt ging es auf eine lange, 15km andauernde Strecke mit Ende beim VP 2 auf dem Großen Arber. Es ging über eine wunderschöne Landschaft auf dem Höhenkam des bayrischen Waldes, immer am Goldsteig Wanderweg entlang. Allein 11 Berge über 1000Meter galt es zu überwinden, der Schwarzeck bei km 16 war fürmich der bis dato scherste Anstieg überhaupt. Von dort hatte ich eine gigantische Aussicht über die Strecke und die Region, wenn ich ab hier auch nur noch 37km zum Ziel hatte, ich musste kurz anhalten und genießen. Die nächste Etappe ging nun bis kurz unter den Gipfel des Großen Arbers, den ich auf der frisch geschotterten Ringstraße nach oben gegangen bin. Hier war ich schon komplett fertig, mein Körper merkte es nur noch nicht.

Oben angekommen, von vielen Besuchern begeistert empfangen wollte ich nur eines, schnell trinken und etwas essen……Das IsoGetränk ging einmal in die komplett leere Trinkblase meines Rucksackes, dann nochmal 500ml in meine Flasche. Dazu hab ich sicherlich noch nen halben Liter getrunken. Ab gings weiter zum Essen, Bananen, Apfelstücke, Tomaten mit Salz, Salzgebäck, Orangenstücke, Wurst und Käsewürfel, ich hab alles probiert und in mich quasi hineingestopft. Auch ein Gel und eine Powerbarwaffel gabs als Bonus noch mit auf die nächsten 11km. Nur vom reichhaltigen Kuchenangebot testete ich nichts, egal ob normal, vegan, glutenfrei….ich wollte nicht das mein Magen rebelliert.

Laut Streckenplan ging es nun erstmal 7km mit schönen 700HM auf einem breiten Schotterweg nach unten üben den Brennes zur Ebensäge. Aber wie sagt man so schön, wenns runter geht, gehts auch wieder rauf? Also ging ich auf den nächsten Anstieg über schöne Waldwege Richtung VP 3. Dort konnte ich sogar noch lächeln, aber schaut selbst….

Auch hier erstmal trinken auffüllen und 1Liter Cola in mich rein schütten. Zum Glück war keine Kohlensäure groß mehr drin, dass wäre ja was geworden 🙂 Essen, was das Zeug hält war angesagt. Als ich mich umblickte sah ich in viele Gesichter die mich bis dato überholten, die mich eine zeitlang begleiteten oder sich hier mit Ihren Familien und Freunden kurz unterhielten. Einige tauschten sogar Ihre Schuhe, den bis her war es unendlich anstrengend. Ich hatte kurz nach dem Großen Arber bereits Krämpfe in den Oberschenkeln, zuerst nur bergauf, später dann auch beim geradeaus laufen und bergab. Ich musste immer wieder gehen und konnte einfach nicht mehr lange Strecken rennen…. Hier war ich, nach 37km und etwas über 5h laufen, quälen und gehen……..Es war so unendlich schwer, mein Körper sagte bereits seit langem gib auf, mein Kopf sagte, quäl Dich durch, darumbist Du hier, darum hast Du trainiert, dafür halten Dich alle für verrückt!!!!! Also lief ich weiter, ständig imWechsel von technischen Anstiegen und sehr technischen Abstiegen ging es zum Zwercheck hinauf. Erneut über 1300HM durfte ich die nächsten ca 7km über das Künische Gebirge laufen, als Grenzgänger auch immer wieder durch  die tschechische Hälfte des Gebirgszuges. Es war weiterhin sehr schwer für mich, aber esleideten in diesem Moment alle Trailläuferinnen und Läufer die ich überholte oder die mich überholten.

Das 10km to go Schild kam und ich wusste, nun bin ic gleich beim letzten Anstieg und somit bei letzten Punkt um Verpflegung zu konsumieren. Lach ich dachte eigentlich schon lange nur noch ans Essen und trinken, alles in mich hinein stopfen was so geht um zu Kräften zu kommen. Aber um dies zu erreichen, kam der lange und steinige Anstieg zum Großen Osser. Seit knapp 30min von leichtem Regen begleitet, kam ich nach ca 2km Waldwegen zum Entschluß, Regenjacke raus, das tiefe grollen des Gewitters war sehr nah gekommen und die Regentropfen kamen sogar kurzfristig in fester und harter Form vom Himmel. Kurz darauf war alles vorbei, die Jacke aus und weiter nach oben….ich fragte einen Läufer wie weit es wohl noch nach oben ginge, er meinte: „schon noch ne Weile“. Und er hatte Recht! Es wurde echt schwierig, die Steine waren zu Felsblöcken geworden und es war auf dem glatten und nassen Boden echt zu einer Lotterie geworden, nicht abzurutschen und zu stürzen. Ein Sturz an dieser Stelle hätte üble Folgen gehabt, eventuell hätte ich sogar einige Meter tief abstürzen können.

Endlich sagten mir die netten Streckenfeen, es geht nur noch bergab. Mhhhhh ich glaubte Ihnen und wurde am Anfang auch nicht enttäuscht. Aber bei km 48 ging der neu gestaltete „HolyTrail“ los. Eine extrem glatte, felsige und schmale Strecke durch den Wald. Es ging ständig rauf und runter, um und über Felsen, immer wieder ein Stück weicher Waldboden und enge Abschnitte zwischen Bäume hindurch. Dafür hatte es mit regnen aufgehört und das war auch gut so, denn ansonsten hätten uns die Mädels und Jungs vom Orga Team nicht über den super schönen Abschnitt gelassen. Ja Leute, trotz der körperlichen Anstrengung bis hier her und der nun schon 8 Stunden die ich unterwegs war fand ich den Teil der Strecke gigantisch schön.

Jetzt, kurz bevor ich im Ziel war kam ich langsam in den Dauergrinsmodus. Nun kam das Stück Asphalt, durch Lam hindurch, 15 Treppenstufen nach unten, die letzte Kurve bevor es auf den Marktplatz in Lam ging. Ich sah Gabi und Holger wieder, die mir zu riefen und mich ins Ziel klatschten. Der rote Teppich, der Sprecher der meinen Namen rief, die vielen Zuschauer die schrien, klatschten, feierten und da war es, die Ziellinie, das langersehnte Finish – der Initiator des U.TLW begrüßte jeden Finisher persönlich, so auch mich.

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8h52min, welche ich im Wechsel von laufen und gehen, steilen Bergauf klettern und technischem vorsichtig den Trails bergab laufen. Absolut glücklichen Momenten, eher schmerzhaften Momenten, in der Gruppe mit vielen oder einsam dahin sinieren, von allem war etwas dabei. Ich habe es geschafft, ich bin ein Ultra-Läufer. Das erste Mal 53km, das erste Mal 2600HM, das erste Mal einen mega TrailRun, und noch nie bin ich so lange am Stück gerannt. Ich fühle mich heute, ca 2 Wochen später noch immer gigantisch gut.

Ich bin unendlich glücklich, dass ich laufen kann und darf. Das ich es jemals zu solch einem Event schaffe, hätte ich mir vor einigen Jahren kaum vorstellen können und noch einige Zeit davor nicht mal gewünscht. Nun bin ich einmal ein Teil dieser Ultra Trailfamilie gewesen und es war sehr schön. Ich werde mich wohl jetzt öfters mit solchen Wunschgedanken beschäftigen, auch ab und an im Training abseits der festen Wege laufen. Wichtig dabei ist immer, ich möchte gesund bleiben, etwas für mich und meinen Körper erreichen und vielleicht auch hin und wieder Anderen eine Begeisterung für das Laufen geben. Wir Läufer sind schon ein geniales Völkchen, darauf bin ich sehr stolz. Und wenn ich mir hier die Sieger des „König vom Bayerwald“ sowie vom „Osser Riesen“ anschaue, sehen doch alle super glücklich aus. Und ich war ja nur 3h47min langsamer als der schnellste Trailläufer über die Ultra Distanz, also fast direkt dahinter… 🙂 🙂 🙂

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Ich möchte hier auch noch Danke sagen. An erster Stelle steht natürlich meine Familie, die immer mitfiebern wenn ich irgendwo unterwegs bin. Auch meinen Freunden, selbst wenn diese mich oft als verrückt abstempeln. Meinen Kollegen und meiner Firma, die mich unterstützen, wenn es sein muss. Meinem Lauftreff, den steide-runners e.V. die mitfiebern und auch Intersport Schoell, die mich immer wieder unterstützen. Vor allem aber auch Euch hier bei FB, in der Laufgruppe und auch die Menschen, die ich daraus schon persönlich kennen lernen durfte. Ihr seit es alle, die mich inspirieren, die mir Mut geben an solche Projekte zu gehen und die mit Rat und Tat zur Seite stehen.

 

Dankeschön!

 

PS: Einige Bilder habe ich von © Marco Felgenhauer / Woidlife Photography mit eingefügt, den mein Handy wollte den Wetterverhältnissen nach leider nicht immer so wie ich wollte. Mehr davon könnt Ihr Euch auf der Seite http://utlw.de/ anschauen. Natürlich auch alles andere wie Streckenplan, Event und und und

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